Medienkompetenz
Bei der ersten Aufgabe über die Feiertage sollten wir uns mit dem Artikel „Medienkompetenz“ aus dem Buch Medienpädagogik: Ein Studienbuch zur Einführung beschäftigen, den zusätzlichen Text zur Medienkompetenz von Hugger aus dem Handbuch Medienpädagogik (2008, S.93 – 99) lesen und uns mit dem Medienkompetenzzertifikat der Goethe-Universität Frankfurt beschäftigen. Dabei sollten wie bereits bei den vorangegangenen Aufgaben die Fragen aus dem Buch Medienpädagogik beantwortet und in unserer Wiki-Arbeitsgruppe festgehalten werden.
Nun möchte ich nicht die komplette Aufgabenstellungen der Arbeitsgruppe wiederholen, sondern werde einzelne Punkte ansprechen, die mich bei den Texten besonders angesprochen haben.
Was ist Medienkompetenz
Wer jetzt eine einheitliche Definition des Begriffs erwartet wird leider enttäuscht. Tatsächlich gibt es je nach Autor verschiedene Definitionsversuche. Was aber auf jeden Fall festzuhalten bleibt, ist, dass es sich bei Medienkompetenz über einen Prozess des lebenslangen Lernens handelt, dessen Grundlage unter anderen in der Schule geschaffen werden sollte und zwar insofern, dass es den SuS ermöglicht wird, eine Basis zu schaffen, die sie befähigt, diese Kompetenzen auch nach ihrer Schullaufbahn kontinuierlich weiterzubilden. Damit dies gelingt, muss den SuS die Wichtigkeit der Medienkompetenz vermittelt werden. Ferner muss ihnen bewusst werden, dass man nie am Ende der Medienkompetenz angelangt ist und alles darüber weiß, sondern dass eine ständige Beschäftigung mit der Materie wichtig ist.
Dimensionen der Medienkompetenz
Auch hier gibt es unterschiedliche Ansätze, die sich teilweise überschneiden. Baacke unterscheidet zum Beispiel zwischen Medienkunde, Medienkritk, Mediennutzung und Mediengestaltung. Andere Autoren, wie zum Beispiel Aufänger, kennen noch anderer Dimensionen wie die Ästhetische oder die Handlungsdimension.
Es gibt aber auch Ansätze, wie den von Doelker, der mit der Erarbeitung von 10 Perspektiven versucht die Heranwaschenden von der naiven zur kompetenten Mediennutzung zu bringen. Jede dieser Perspektiven beschreiben bestimmte Kompetenzen, die auf der jeweiligen Stufe gekonnt werden sollen. Darüber hinaus muss Medienkompetzenz nach Doelker ebenfalls dazu befähigen folgende medienphilosophische Grundfragen stellen zu können:
- Was ist gut?
- Was ist schön?
- Was ist wahr?
- Was ist wichtig?
Diese 4 Grundfragen erinnern mich sehr an den Philosophen Immanuel Kant, der Grundfragen für die Philosophie entwickelte (Was kann ich wissen?, Was soll ich tun?, Was darf ich hoffen?, Was ist der Mensch?) und diese nutzte, um Antworten auf die verschiedenen Bereiche der Philosophie zu bekommen.
Medienkompetenz im hessischen Schulsystem
In Hessen löst das Neue Kerncurriculum in Verbindung mit dem Schulcurriculum die alten Lehrpläne ab. Dabei bildet das Kerncurriculum die Grundlage für das Schulcurriculum. Solange die Schulen noch keine Schulcurriculum erstellt haben, können die alten Lehrpläne noch als Anhalt verwendet werden.
Was heißt dies aber jetzt für die Medienkompetenz. Im Kerncurriculum für Hessen wird zwischen überfachlichen und fachlichen Kompetenzen unterschieden. Das bedeutet also, dass verschiedene Kompetenzen im Laufe der Schullaufbahn erworben werden sollen. Dabei wird auch festgehalten bis zu welchem Alter die SuS verschiedene Kompetenzenniveaus erreicht haben sollten. Zu diesem Thema habe ich bereits in meinem Artikel Medienerziehung Stellung genommen. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle noch einmal kurz erläutern.
Die Medienkompetenz findet sich im hessischen Lehrplan unter der überfachlichen Lernkompetenz wieder. Somit ist für die Medienkompetenz kein eigenes Schulfach vorgesehen, sondern sie findet überfachlich statt.
Meiner Ansicht nach ist dies sinnvoll, da die Medienkompetenz so viele Aspekte umfasst, die viel einfacher in verschiedenen Fächern zu integrieren sind, als in einem einzigen Fach. Zum Beispiel haben Fächer wie Deutsch, Geschichte, etc. von Haus aus viele Komponenten, die zum Beispiel eine kritische Auseinandersetzung mit den Medien bieten. Medienkompetenz ist also viel mehr als nur neue Medien nutzen zu können, sondern es müssen alte wie neue Medien kritisch reflektiv hinterfragt werden können.
Um alte wie neue Medien kompetent zu nutzen, muss sich mit verschiedenen Aspekten beschäftigen werden, die in großem Maße auch neue Medien umfassen müssen. Lehrer müssen durch Schulungen und Eigeninitative dazu in die Lage gebracht werden selbst über eine ausreichende Medienkompetenz zu verfügen, die es ihnen ermöglicht diese an ihre SuS weiterzugeben. Die Definition der Medienkompetenz, wie sie das hessische Kerncurriculum vorsieht, findet ihr ebenfalls in meinem Artikel Medienerziehung.
Medienkompetenzzertifikat
An dieser Stelle möchte ich zum Medienkompetenzzertifikat der Universität Frankfurt überleiten. Peter Makes Music hat bereits in seinem Artikel Medienkompetenz in den Griff bekommen?! geschrieben, dass er die Idee der Universität Frankfurt gut findet und diese Komponente verpflichtende in der Lehrerausbildung integrieren würde.
Grundsätzlich finde ich das Angebot der Universität Frankfurt nicht schlecht und ich würde ein solches Angebot seitens der Universität wahrnehmen. Allerdings handelt sich es hierbei nur um einen freiwilligen Zusatzschein, der meines Erachtens nicht viel über die Medienkompetenz der späteren Lehrkraft aussagt. Die Studentinnen und Studenten müssen für die meisten dieser Angebote nur Teilnahmenachweise erbringen. Eine Prüfung findet lediglich in der Vorlesung mit Tutorium statt und auch hier muss nur bestanden werden. Da liegt es nahe, dass dieses Zertifikat nur erworben wird, um den Schein in den Händen zu halten und sich viele der Studentinnen und Studenten auf die examensrelevanten Fächer konzentrieren.
Wie aber bereits im Buch Medienpädagogik beschrieben, handelt es sich bei der Medienkompetenz um einen lebenslangen Prozess, der kontinuierlich fortgeführt werden muss. Jetzt könnte man sagen, wird er ja, wir bieten ein entsprechendes Zertifikat an. Das ist grundsätzlich korrekt, nur kann dieses Zertifikat, lediglich einen Anstoss geben. Zur wirklichen Medienkompetenz gehört die aktive lebenslange Beschäftigung mit diesem Thema, die meines Erachtens nur intrinsisch erfolgen kann. Das heißt, bereits in der Schule muss der Grundstein gelegt werden, damit jeder sich über die Wichtigkeit und die Notwendigkeit zur lebenslangen Beschäftigung und zum Ausbau dieser Kompetenz bewusst wird. Es muss verdeutlicht werden, dass diese Kompetenz ständiger Veränderung unterworfen ist und ständiger Außeinandersetzung bedarf. Nur wenn diese Relevanz bereits in jungen Jahren verdeutlicht wird, kann es überhaupt zu einem Prozess des lebenslangen Lernens kommen.
Nichts desto trotz möchte ich das Kompetenzzertifikat der Universität Frankfurt nicht schlecht reden. Es ist sicherlich ein guter Anfang, das grundlegende Kenntnisse vermitteln kann. Ich wollte nur aufzeigen, dass zur Medienkompetenz viel mehr Aspekte gehören, die ein solches Zertifikat allein nicht bieten kann und dass ein Besitzer eines solchen Zertifikats nicht zwangsläufig medienkompetenter ist, als jemand der dies nicht in den Händen hält.
Anmerkung
Bei der Suche nach einem geeigneten Titelbild bin ich auf die Seite von den Telefonbuchverlagen gestoßen, die mit ihrer Seite ichimnetz.de nach eigener Angabe die Medienkompetenz von Jugendlichen und jungen Erwachsenen fördern wollen. Was meint ihr? Ist ihnen das gelungen?