Überwachung im Internet

Diese Woche beschäftigen wir uns mit folgenden Zeitungsartikeln, welche verglichen werden sollten:

Kurze Zusammenfassung der Inhalte

Der Mensch als Sklave des Internets

Der Artikel von Thomas Assheuer beginnt mit einer gewagten These: Da niemand weiß, ob er überwacht wird, macht uns dies zum Sklaven des Internets. Er geht darauf ein, dass durch die Enthüllungen durch Edward Snowden im NSA-Skandal offengelegt wurde, in wie weit wir durch Geheimdienste überwacht werden. Dies hat für ihn auch positive Aspekte, da nun die Machenschaften von Google, Facebook und Co. aufgedeckt würden und Kritiker nicht mehr einfach nur als rückständig abgestempelt werden können.

Es sei somit die Utopie zerplatzt, dass das Internet radikale Freiheit schafft, in der der Bürger seine Gedanken frei äußern kann, ohne dass dies auf ihn zurückzuführen sei. Doch spätestens seit auch die Bundeskanzlerin, Angela Merkel von den Abhöraktionen betroffen ist, wird dem letzten Befürworter klar, dass das Internet nicht nur ein Medium der Freiheit, sondern auch eine Technologie der Macht ist.

Das Internet, was zuerst laut einiger Wissenschaftler als moderner Maskenball genutzt wurde, der es dem User ermöglicht seine Identität zu verschleiern wird durch Social Media Plattformen wie Facebook abgelöst, wo der Nutzer seine vorher wohl gehüteten Daten mit Foto freigibt.

Das Unternehmen wie Google und Co. diese Daten nicht für sich behalten haben, sondern im großen Maße sammelten und an Geheimdienste weitergaben, sei der eigentliche Skandal. Die Daten von Millionen von Internetusern wurden darüber hinaus systematisch vernetzt. Die Utopie einer Allianz zwischen Nutzer und Internetindustrie sei damit gebrochen. Tatsächlich kann man sich seiner Daten und Gedanken im Netz nicht mehr sicher sein. Es schwingt immer die Angst mit beobachtet und eventuell sogar als verdächtig angesehen zu werden.

Neue Medien als Machtinstrument und Kapitalmaximierung

Der zweite Artikel von Maximilian Probst und Killian Trotier greift die Kritik von Intelektuellen wie Evgeny Morozov auf, dass die Verheißungen von Internetfirmen des Silicon Valley, die sich damit rühmen für den digitalen Fortschritt zu stehen und dass Leben durch Errungenschaften wie Smartphones, Tablets und Co. einfacher zu machen und jeder könne davon profitieren, nicht der Wahrheit entsprechen. Statt dessen sieht er diese als Gesellschaftszerstörungsmaschine, die nur als Machtinstrument und zur Kapitalmaximierung eingesetzt wird.

Nach dem Schriftsteller, Jonathan Franzen, haben die Internetfirmen den Kampf um die Macht bereits gewonnen, da sich das amerikanische Volk den Medien und Technologien durch die freiwillige Datenabgabe freiwillig ausliefert.

Laut Jaron Lanier sind die einzigen, die von dieser Freigabe profitieren, die Internetfirmen, durch Werbegelder. Durch die Digitalisierung wird die wohlhabende Mittelschicht kaputt gemacht, da Branchen bedroht werden, die bisher wenig mit der Digitalisierung zu tun hatten. Diese Mittelschicht ist wichtig, damit es der gesamten Gesellschaft gut geht. Für ihn kann dies nur dadurch umgangen werden, indem auch der Geber entlohnt wird und der „Umsonst-Fetisch“ abgeschafft wird.

Für den Autor übersieht Lanier, dass mit dem Nutzen für alle geworben wird, aber tatsächlich nicht nur Mittelschichtsarbeitsplätze vernichtet werden, sondern vormals Aufgaben, die durch freundschaftliche- oder nachbarschaftliche Hilfe bewältigt wurden, monetisiert werden und somit der individualistische Wettbewerbsgedanke in die Tiefenstruktur der Gesellschaft getragen wird, um daraus Kapital zu schlagen.

Was haben beide Artikel gemeinsam bzw. nicht gemeinsam

Beide Artikel sind innerhalb von zwei Wochen auf „Zeit Online“ erschienen und äußern sich kritisch zu den Machenschaften der Social Media Aktivitäten des Silicon Valley. Der erste Artikel geht auf die Zusammenarbeit von Google, Facebook & Co. mit den Geheimndiensten ein, die massenhaft Daten sammelten und an Geheimdienste weitergaben, ohne dass dem Nutzer dies bewusst war.

Der zweite Artikel fokussiert die freiwillige Auslieferung des Nutzers durch Datenfreigabe.  Die Unternehmen des Silicon Valleys, welche mit Fortschritt und Nutzen für alle werben, machen dies nicht uneingennützig, sondern stets mit dem Ziel ihre Macht- und Kapitalmaximierungsziele zu erreichen und die Gesellschaft nach ihren Wünschen zu formen.

Somit sind beide Artikel an den selben Absender gerichtet, nämlich die Firmen des Silicon Valley, die laut Aussage der Zeit Online Artikel versuchen bzw. versuchten ihre eigentlichen Machenschaften zu vertuschen.

Lernerfahrung

Sind wir nun wirklich Sklave des Internets? Haben wir keine andere Wahl als, unsere Daten im Netz freizugeben und fühlen uns dabei immer beobachtet? Und ist es tatsächlich so, dass wir davon ausgegangen sind, dass wir uns im Internet in einer Zone absoluter Freiheit befunden haben?

Ehrlich gesagt, hat es mich nicht überrascht, dass Daten systematisch gesammelt und vernetzt und von Geheimdiensten ausgewertet werden. Vielleicht auch deswegen traf mich die Enthüllung von Edward Snowden nicht wie einen Schlag aus heiterem Himmel, der mich aus meiner Traumwelt herausgeworfen hat.

Welche Daten gebe ich im Netz frei, was schreibe ich im Netz. Eigentlich nur Dinge, die jeder wissen darf. Dinge, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, würde ich nur ungern dem Netz überlassen, da man sich nie sicher sein kann, wer mitliest. Auf der anderen Seite sind auf meinem Computer sicherlich auch Daten vorhanden, die nicht unbedingt von jedermann gelesen werden sollten.

Kann ich mir wirklich sicher sein, dass diese Daten auf meinem PC sicher sind? Solange der PC an das Internet angeschlossen ist, besteht immer eine gewisse Unsicherheit. Tatsächlich habe ich sogar Dokumente in Clouds ausgelagert, also in einer imaginären Datenwolke im Internet. Allerdings handelt es sich auch hier lediglich um Dokumente, die nicht hoch sensibel sind.

Darüber hinaus ist mein PC mit Firewall und Virenprogramm geschützt, dass dies im Ernstfall aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, ist mir durchaus bewusst. Bin ich jetzt also doch ein Sklave der modernen Medien und Firmen wie Google und Co.? In gewisser Weise vielleicht, trotzdem fühle ich mich nicht ernsthaft beobachtet und ausspioniert. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich der Auffassung bin, keine sensiblen Daten weiterzugeben.

Ähnlich sieht meine Meinung aus, wenn ich an den zweiten Artikel denke. Laut dem Autor werben die Konzerne des Silicon Valley damit, das Leben besser und für jeden reicher zu machen und tarnen dadurch ihre eigentlichen Macht- und Gewinnmaximierungsziele.

Glaube ich wirklich, dass diese Firmen nur mein Wohl im Sinn haben? Um ehrlich zu sein nicht. Mir ist durchaus bewusst, dass das liebe Geld und die Daten die Hauptargumente sind. Sicherlich werden durch die zunehmend digitalen Möglichkeiten Arbeitsplätze vernichtet. Dies war allerdings bei neuen Errungenschaften immer der Fall. Früher gab es viel mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für ungelernte Arbeitnehmer. Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat sich die Anzahl ungelernter Arbeiter durch Maschinen stark reduziert. Dieser Prozess war in vielen anderen Branchen ähnlich und setzt sich beim Internet fort. Da ich nicht wirklich an die „Internetblase“, die alles nur für das Gemeinwohl, und nicht aus monetären Zwecken getan hat, glaubte, hält sich meine Erschütterung in Grenzen.

Auf der anderen Seite Frage ich mich, was die Alternative sei? Sicherlich gibt es viele negative Aspekte neuer Medien, auf der anderen Seite aber auch genauso viele positive. Durch das Internet bietet sich eine immens große Informationsplattform. Durch Plattformen wie Wikipedia baut sich eine riesige Enzyklopädie auf, die von jedermann genutzt und erweitert werden kann. Natürlich schadet dies Firmen die traditionell Enzyklopädien verkauften, trotzdem bringt es meiner Ansicht nach für den Nutzer große Vorteile.

Fazit

Trotz der Argumente der beiden Autoren sehe ich mich nicht wirklich als Sklave der neuen Medien und bin auch nicht erschüttert von den macht- und gewinnmaximierenden Zwecken der Firmen des Silicon Valleys. Für mich überwiegen die Vorteile die neuen Medien bringen. Allerdings sollte man sich im Netz ähnlich sensibel wie in der Öffentlichkeit verhalten und nur die Daten preisgeben, die man auch wirklich preisgeben möchte. Darüber hinaus sollte man sich bewusst machen, dass nicht jeder kostenlose Dienst im Internet nur selbstlose Zwecke verfolgt.

Einen gewissen Schutz bieten auch Anonymisierungsdienste wie zum Beispiel CyberGhost, die von der Humanistischen Gesellschaft zur Datensicherheit empfohlen werden. Diese arbeiten mit einem VPN-Tunnel, der über den AnbiVirtual Private Network overvieweter eine sichere Verbindung zum Internet aufbaut und in der Regel nicht bis zum Endnutzer zurückzuverfolgen ist.  Einen hundertprozentigen Schutz können solche Dienste aber auch nicht bieten.