Lernerfahrung: Mediatisierung unserer Gesellschaft

Diese Woche beschäftigten wir uns mit dem Buch „Medienpädagogik: Ein Studienbuch zur Einführung“. Hier sollten wir die Seiten 15 – 31 lesen und folgende Fragestellungen in unserer Wiki-Arbeitsgruppe bearbeiten:

  • Welche Fragen sind angesichts der Mediatisierung von Gesellschaften und kindlichen Lebenswelten aus ihrer Perspektive medienpädagogisch besonders relevant?
  • Welche Rolle spielte Medienpädagogik in ihrer eigenen Medienbiografie? Auf welche Weise haben Sie sich die Medien angeeignet bzw. den Umgang mit Medien gelernt? Welche Rolle spielten in diesem Zusammenhang die Eltern, Freunde, Geschwister und die Schule?
  • Ist Aufwachsen durch die Medien heute schwieriger und riskanter? Inwieweit stellen sich neue Entwicklungsaufgaben für Heranwachsende?
  • Inwieweit können andere Disziplinen die Medienpädagogik als multidisziplinäres Fach befruchten?

Anschließend soll in diesem Blog über unsere Lernerfahrung reflektiert werden.

Mediatisierung: Was ist denn das?

Zuerst stellte sich uns die Frage was ist denn überhaupt mit Mediatisierung gemeint. Das Buch Medienpädagogik gibt dazu folgende Definition:

„Mediatisierung (manchmal synonym: Medialisierung) meint die Ausrichtung politischen Handelns oder des Handelns anderer gesellschaftlicher Akteure an den Gesetzmäßigkeiten und Aufmerksamkeitslogiken des Mediensystems. Ereignisse werden im Hinblick auf ihre Resonanz in den Medien geschaffen. Institutionen investieren hohe Ressourcen in die aktive und reaktive Medienarbeit und die Public Relations (vgl. Donges 2006:164).“

Bevor sich die ersten gleich wieder von meinem Artikel abwenden, versuche ich in kurzen Worten zu erklären, was ich unter der Definition verstehe. Mediatisierung, auch Medialisierung genannt meint, dass sich politisches Handeln (also das Handeln von z. B. Parteien, Politikern, etc.) oder von anderen gesellschaftlichen Akteuren (Presse, Gesellschaft, etc.) nach Regeln, Bedingungen, Voraussetzungen des Mediensystems richtet. Dabei ist die Wirkung in den Medien von besonderer Wichtigkeit. Deshalb werden durch Institutionen (wie zum Beispiel Parteien, Schulbehörden) große Anstrengungen hinsichtlich der aktiven und reaktiven Medienarbeit und der Öffentlichkeitsarbeit unternommen.

Für unsere Frage ist hauptsächlich wichtig, wie die Schule gestaltet sein muss, um den Schülerinnen und Schülern (SuS) die Möglichkeit zu geben, in der heutigen Welt zu einem mündigen Bürger zu werden. Da neue Medien wie Internet, Tablet, virtuelle Lernwelten, etc. einen immer größeren Faktor darstellen, ist es wichtig, dass die SuS bereits in jungen Jahren lernen, diese Medien sinnvoll einzusetzen. Diese wichtige Aufgabe muss ein zentraler Punkt in der Schulpolitik sein, damit jedes Kind die Möglichkeit erhält sich medientechnisch auf die Welt von morgen vorzubereiten.

Dazu sind einige Hürden zu überwinden. Nicht jedes Kind verfügt über einen eigenen PC, kann somit seine Hausaufaben mit Hilfe dieses Gerätes bewerkstelligen. Genauso sieht es mit Tablets, Smartphones und ähnlichen Geräten aus. Wenn nun aber die neuen Medien eine derart wichtige Rolle in der späteren  aktiven Teilnahme als mündiger Staatsbürger voraussetzen und womöglich über Erfolg oder Misserfolg im Berufsleben entscheiden, muss die Politik Möglichkeiten schaffen, die es jedem Kind ermöglichen, Zugang zu diesen Medien zu haben. Darüber hinaus ist nicht nur der Zugang zu diesen Medien wichtig. SuS müssen den richtigen Umgang lernen. Das heißt, es müssen Kompetenzen erworben werden, wie sich Wissen mit Hilfe neuer Medien aneignet wird. Dazu ist eine Orientierung in den Weiten der neuen Medien wichtig. Also zum Beispiel, die Unterscheidung zwischen glaubwürdigen und unglaubwürdigen Quellen. SuS müssen lernen nicht dem erstbesten Suchergebnis bei Google glauben zu schenken, sondern durch den Vergleich mehrerer Websiten oder der Orientierung an bestimmten Qualitätskennzeichen zu erkennen, ob es sich um eine seriöse oder unseriöse Quelle handelt.

Weiterhin muss ein Umdenken in Sachen Lernen einsetzen. Das heißt Lernen muss als lebenslanger Prozess angesehen werden. Gerade in der Schnelllebigkeit der heutigen Zeit ist es wichtig, zu wissen, dass Ansichten, Technologien und Wissen ständigen Veränderungen unterworfen sind. Deshalb müssen SuS Kompetenzen an die Hand gegeben werden, die es ihnen ermöglichen, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Nur durch ständige Weiterbildung auch über die Schulzeit hinaus, bleibt der Anschluss erhalten. Damit die Schule dieser schwierigen Herausforderung gewachsen ist, müssen Lehrer entsprechend ausgebildet sein. Sie dürfen sich somit nicht den neuen Medien verschließen, sondern sollten entsprechend geschult werden.

Eigene Medienbiographie

Bei der zweiten Frage ging es darum, wie sich Medienpädagogik und Medienpädagogik bei uns selber ausgewirkt hat und inwiefern Eltern, Freunde, Geschwister und Schule daran Anteil hatten.

Einen großen Teil hierzu beantwortete ich bereits auf der Seite „Über mich“ und in dem Artikel „Lernerfahrung Net-Generation“. Aus diesem Grund gebe ich an dieser Stelle nur eine kurze Zusammenfassung:

Ich wurde im Jahr 1980 geboren und hatte deshalb zu neuen Medien wie Internet, Smartphone usw. erst relativ spät Kontakt. Die ersten Berührungspunkte mit den damaligen neuen Medien wie Spielekonsole, Gamboy und Co. hatte ich ab ca. 1988. Allerdings fand dieser Kontakt hauptsächlich über meine damaligen Spielkameraden statt. Einige Freunde hatten Väter aus den USA, die sie mit den neusten technischen Errungenschaften ausstatteten. In meiner Schulzeit wurden solche Medien nicht eingesetzt. Meinen ersten Gamboy kaufte ich mir mit 12 Jahren, mein erstes Handy mit 19 und meinen ersten Computer mit 20. Den Umgang mit dem PC lernte ich während meiner Ausbildung. Hier ging es allerdings hauptsächlich um die Verwendung von Office-Programmen. Gefahren, Internetrecherche und Co. eignete ich mir entweder audiodidaktisch oder über Freunde und Bekannte an.

Es bleibt festzuhalten, dass meine Medienbiographie weniger bis gar nicht in schulischem Umfeld oder durch Erziehungsberechtigte stattfand. Trotzdem nutze ich heute alle möglichen Formen von neuen Medien und bin ständig an Neu- und Weiterentwicklungen interessiert, die ich gerne persönlich teste.

Ist das Aufwachsen aufgrund der Medien heute schwieriger

Eine Antwort auf diese Frage ist nicht eindeutig zu finden. Sicherlich sehen sich Kinder und Jugendliche mit neuen Herausforderungen in Bezug auf neue Medien konfrontiert. Die Schnelllebigkeit des Internet ist ein Aspekt auch die neuen Anforderungen an den Arbeitsmarkt. Eine Fülle an Informationen muss verarbeitet, geordnet und eingeschätzt werden. Um diesen Anforderungen zu genügen ist die Schule ein wichtiger Bezugspunkt. Allerdings gab und gibt es in jeder Generation Herausforderungen die gemeistert werden müssen. Unsere Großeltern sahen sich zwar nicht der Medienflut gegenüber, doch hatten sie zum Beispiel nach Ende des 2. Weltkrieges ganz andere Probleme, denen sie sich stellen mussten. Aus diesem Grund, denke ich nicht, dass hier eine pauschale Antwort gegeben werden kann.

Welchem Aspekt allerdings Rechnung getragen werden muss, ist der Umgang mit personenbezogenen Daten, jugendgefährdeten Seiten, Internetsucht, Cyber Mobbing und anderen Gefahren, welche die digitale Welt bietet. Über diese Gefahren müssen die SuS im Rahmen des Unterrichts aufgeklärt werden. Sicherlich ist dies auch ein Punkt, der durch Eltern geleistet werden sollte, allerdings sehen sich nicht alle Eltern dazu in der Lage, sind sich der Gefahren selbst nicht bewusst oder wollen sich nicht mit diesem Thema beschäftigen. Umso wichtiger ist es, dass die Schule diesen Auftrag annimmt, um die SuS optimal auf die mediengestützte Welt vorzubereiten.

Medienpädagogik in unterschiedlichen Fächern

Auch hierzu schrieb ich bereits einige Artikel. Einer dieser Artikel hieß „Lernerfahrung Schulblog“, ein anderer „Lernerfahrung: Gemeinsamkeiten Schulblogs“. Hier zeigte ich, wie zum Beispiel Blogprojekte in den Unterricht integriert werden können. Dies ist insbesondere in geisteswissenschaftlichen Unterrichtsfächern sinnvoll, da eine Reflektion über die einzelnen Themen möglich ist und des weiteren ein vertiefender Austausch über die Kommentarfunktion. Die meisten SuS waren durch entsprechende Blogprojekte besonders motiviert. Insbesondere die Tatsache, dass andere ihren Blog theoretisch lesen konnten, motivierte sie sorgfältiger zu arbeiten.

Im Fremdsprachenunterricht bietet sich darüber hinaus die Verbindung mit SuS aus anderen Ländern. Lehrer könnten Kontakte knüpfen und regelmäßig mit ausländischen Schulen zusammenarbeiten. Als Programme bieten sich hier Plattformen wie Skype und Google +.

Aber nicht nur im Fremdsprachenunterricht können solche Programme für Bereicherung sorgen, sondern auch in Fächern wie Biologie, Erdkunde, Politik, etc. Das folgende Video, zeigt eindrucksvoll, wie Skype im Unterricht eingesetzt werden kann (mir ist bewusst, dass es sicherlich aus Werbezwecken erstellt wurde). Es fördert nicht nur das Interesse der SuS und bringt somit einen bleibenden Lernfortschritt, sondern sensibilisiert für andere Kulturen, Lebensweisen, Meinungen und hilft Vorurteile abzubauen.

Auch das Interaktive Whiteboard bietet viele Anwendungsmöglichkeiten für jedes Schulfach. Inhalte können zum Beispiel graphisch verdeutlicht werden, gerade für naturwissenschaftliche Fächer ist ein solcher Zugang hilfreich. Chemische Experimente könnten am Smartboard oder an den einzelnen Laptops der SuS durchgeführt werden. Sicherlich ist es auch wichtig Experimente im realen Leben durchzuführen, aber nicht alle sind dafür geeignet. Solche Experimente könnten ohne weiteres in der virtuellen Welt getestet werden, ohne, das Gefahr für Leib und Leben besteht. Weiterhin könnten Experimente in der virtuellen Welt vor- und nachbereitet werden. Komplexere Abläufe lassen sich darstellen und Fehler können anschaulich aufgezeigt werden (Lehrer Online).

Auf der Seite des Arbeitskreis Kappenberg wird ein Chemiebaukasten für SuS vorgestellt:

Screenshot

Screenshot 2

Fazit

Schule von heute muss SuS so ausbilden, dass sie ihre Rolle als mündiger Staatsbürger nachkommen können. Um Chancengleichheit in Bezug auf die spätere Berufswahl und die aktive Mitwirkung in der Gesellschaft zu gewährleisten, muss jedem SuS das Recht gewährt werden, medientechnisch ausgebildet zu werden. Dies geht nur, wenn Lehrerinnen und Lehrer entsprechend aus- und weitergebildet werden und ihnen die Angst vor neuen Medien genommen wird. Sinnvollerweise sollte medientechnische Schulbildung Bestandteil aller Fächer sein und zum Methodenrepertoire jedes Lehrers gehören. Gerade durch den Einsatz neuer Medien lässt sich der Unterricht interessant gestalten. Natürlich müssen Schulen über entsprechende Ausstattung verfügen, um dieser Aufgabe gerecht zu werden.